BMG-Tagung 2023 Nösswartling

15. BMG-Jahrestagung 2023
im LBV-Zentrum Mensch und Natur in Nößwartling

Anfang Oktober 2023 trafen sich Mykologinnen und Mykologen nicht nur aus Bayern, sondern auch aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Alten Mühle in Nößwartling bei Arnschwang, die LBV- und BMG-Mitglied Elfriede Kellnhofer, als Tagungsort auswählte. Der Landesbund für Vogelschutz freute sich über die Gäste, die sich im Zentrum Mensch und Natur über die heimischen Pilze austauschten. Bei unseren Jahrestagungen besuchen Pilzkenner jedes Jahr interessante Naturschutzgebiete, Naturwaldreservate und ähnlich schützenswerte Gebieten, um die dort heimischen Pilzgesellschaften zu erforschen, zu kartieren und diese Ergebnisse dann auch den örtlichen Naturschutzbehörden zur Verfügung zu stellen. Heuer besuchten wir die Region rund um Furth im Wald und freuten sich über so manchen besonderen Fund.

Mit viel Weitblick wählte Christoph Wamser die Gebiete in Rücksprache mit Elfriede Kellnhofer aus und organisierte die Fahrten dorthin und Touren vor Ort wie gewohnt für alle ganz unkompliziert. Die anwesenden Fachleute erkundeten 5 Tage lang die verschiedensten Naturschutzgebiete, Naturwaldreservate und auch andere artenschutzrelevante Gebiete sowohl im Landkreis Cham als auch in den angrenzenden Landkreises Schwandorf und Regen. Mitorganisatorin Elfride Kellnhofer stellte den angereisten Mykologinnen und Mykologen in einem Vortrag die Exkursionsgebiete vor und stimmte so auf die Gegend ein. Gesammelt wurde dann an den Rißlochfällen und im Naturwaldreservat Grübel im Arbergebiet, im Arracher Moor, im Gibachtbereich, in den Regentalauen und in den Neubäuer Weißmoos-Kiefern-Wäldern die unterschiedlichsten Pilze, die ein normaler Schwammerlsucher sicher niemals in den Korb packen würde. Sabuloglossum monticola, ein Fund aus dem Naturwaldreservat Grübel, wird in diesem Heft in einem eigenen Fachartikel von Ludwig Beenken und Rebecca Schneeweiss vorgestellt. Viele Teilnehmer haben mit Hilfe ihres jeweils mitgebrachten Mikroskops die Funde des Tages vorbestimmt, sodass nicht nur rein makrskopisch bestimmbare Arten bei den täglichen Fundvorstellungen in großer Runde präsentiert wurden. Wie es ja fast schon Tradition ist, hat natürlich Werner Jurkeit die während der Tagung gefundenen Täublinge ausführlich vorgestellt.

Start der Kooperation mit dem LBV Bayern: Die Vorstandschaft der BMG begrüßte Dr. Norbert Schäffer (3.v.l.) (Bild: C. Euringer-Klose)

Zur Tagung hatte sich auch Norbert Schäffer, Landesvorstand des LBV in Bayern, in Nößwartling eingefunden, um einen naturschutzfachlichen Dialog mit den anwesenden Pilzexperten zu führen. . Im gemeinsamen Gespräch mit dem Präsidenten der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft Christoph Hahn stellten beide den Wert der Buchenwälder in den Mittelpunkt, die frei von menschlicher Nutzung sind. Bayern trägt hier mit Deutschland eine weltweite Verantwortung. Nur in prozessgeschützten Wäldern können sich auch hochbedrohte Vertreter der Pilzfunga entwickeln, ihr Wert ist nicht mit Wirtschaftswäldern vergleichbar. Sichtlich erstaunt war Schäffer über die unerwartet hohe Anzahl der gefundenen Pilze. Dabei waren teilweise große Raritäten, für die Deutschland weltweit eine große Verantwortlichkeit für deren Erhalt und Schutz innehat. „Ich fühle mich jetzt richtig klein und unbedeutend mit unseren etwa 350 Vogelarten in Bayern“, gestand der LBV-Landesvorstand im Rahmen der abendlichen Fundbesprechung mit BMG-Präsidenten Hahn, „denn die unglaubliche Artenvielfalt im Reich der Pilze stellt doch alles andere in den Schatten.“ Derart begeistert sicherte Schäffer seine volle Unterstützung bei zukünftigen Vorhaben der BMG zu, die von der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft gerne angenommen wird.

Nach den ersten zwei Exkursionstagen war am Sonntag, den 1. Oktober 2023 ein reiner Theorietag angesagt. Vormittags wurden Fachvorträge angeboten: Ludwig Beenken referierte über auffallende und vor allem neu zugewanderte phyto- bzw. forstpathologische Pilze, Renate Schöber über die Bestimmung und die Merkmale von Filzröhrlingen, Ruth Zick über Heilpilze und deren Möglichkeiten und Grenzen der therapeutischen Anwendung und abschließend Till R. Lohmeyer über das Mammutprojekt „Die Funga der Inn-Salzach-Region“. Nach der Mittagspause bot Christoph Hahn als Pilzberaterfortbildung eine offene Diskussion und Erfahrungsaustausch zum Theme „Neues über Giftpilze und Pilzvergiftungen“ an. Die dortige Diskussion war unter anderem ein Mitauslöser für den ebenfalls in diesem Heft publizierten Artikel „Gedanken zur Pilzberatung“.

Am Montag wurden wieder Exkursionen angeboten und am Dienstag reisten schließlich die Teilnehmer (hoffentlich alle) zufrieden wieder ab. Der Landkreis Cham ist sicherlich ein Gebiet, das man im Rahmen von Pilzexkursionen noch öfter unter die Lupe nehmen wird, da sind sich die Tagungsteilnehmer sicher.

Text: Elfriede Kellnhofer/Cornelia Euringer-Klose

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