Kartierungswochenende 2015 Füssen

Kartierungswochenende der BMG in Füssen/Trauchgau (Allgäu), Wälder um Füssen, vom 24.-27.07.2015

Das Kartierungswochenende fand unter keinen guten Bedingungen statt. Als sich 15 unerschrockene Kartierer/innen am 24.07.15 in Trauchgau trafen, hatte es seit vier Wochen nicht mehr bzw. kaum geregnet, und die Wälder waren strohtrocken. Trotz quantitativ geringer Ausbeute hat sich der Aufwand gelohnt. So wurden einige sehr interessante, zum Teil seltene Pilze gesammelt, darunter auch ein Neufund für Bayern.

Aufgrund der Trockenheit wäre es sinnlos gewesen, Gebiete wie einen Buchen-Tannenwald auf Kalk zu besuchen, aber das kann ja in Zeiten ausgiebiger Regenfälle nachgeholt werden. Die Gegend um Füssen – mit den TKs 8329, 8330,8331, 8429, 8430, 8431 – wird sicherlich noch öfter Ziel eines Kartierungswochenendes bzw. von Kartierungstagen sein. Neben gewöhnlichen, in Bayern weit verbreiteten Arten, wie zum Beispiel Amanita rubescens (Pers.) Fr., Russula vesca Fr. u. a., fanden wir auch Arten, die in diesem Gebiet noch nicht, bzw. nur selten kartiert sind. Eine kleine Auswahl der Aufsammlungen sei hier erwähnt und manche auch mit Bild dargestellt. Einige Arten, auch die, die noch bestimmt werden müssen, werden je nach Seltenheit im nächsten Heft nachgereicht. Die Angaben zur Verbreitung wurden aus den Kartierungsdaten von www.pilze-deutschland.de übernommen.

Ausblick von der Buchenbergalm (Bild: Josef Christan)

Am Freitagnachmittag führte uns eine erste Exkursion in das Senkele. Im Bereich eines moosreichen, von kleinen Bachläufen durchzogenen Moorwaldes mit Fichten und Erlen fruktifizierten hier Pilze wie zum Beispiel der Spitzgebuckelte Raukopf Cortinarius rubellus Cooke, und Dickblättriger Erlengürtelfuß Cortinarius helvelloides (Fr.) Fr., der Weiße Adernabeling Delicatula integrella (Pers. : Fr.) Fayod, der Graue Langfüßler Helvella macropus (Pers.: Fr.) P. Karst., sowie mehrere Inocybe-Arten wie I. napipes J.E. Lange, I. petiginosa (Fr.) Gillet, I. stellatospora (Peck) Massee und I. umbratica Quél. . Hinzu kommen noch Russula claroflava Grove und Aufsammlungen von Galerina, Mycena u. a., die noch auf ihre Bearbeitung in der Winterzeit warten.

Der zweite Tag brachte uns dann in den Hopfener Wald, wo überwiegend Fichtenwälder mit eingestreuten Laubbäumen über Reiselsberger Sandstein (Flysch) stocken. Der Großteil der Funde wurde auf anmoorigem Boden gesammelt, wie z. B. Cortinarius rubicundulus (Rea) A. Pearson, von dem es lediglich 11 Kartierungspunkte in Bayern gibt. Bei Inocybe proximella P. Karst. sind es lediglich 7 Kartierungspunkte, wobei nur einer davon in Südbayern liegt. An einem feuchten Wegrand am Boden konnte Coprinellus heterothrix (Kühner) Redhead, Vilgalys & Moncalvo – neu für Bayern – gefunden werden, und in einem Bachgraben auf nass liegendem Holz (vermutlich Erle) Psilopezia nummularia Berk., ein vierter Fund in Bayern. Erwähnt seien noch Butyriboletus (Boletus) subappendiculatus im trockenen Fichtenhochwald, Scutellinia cf. umbrorum Le Gal auf dem Boden einer Feuchtwiese, Scutellinia minutella Svrček & J. Moravec auf vermoderndem Grashaufen sowie Scutellinia trechispora (Berk. & Broome) Lambotte an einer Bachböschung.

Der Sonntag führte uns in das Ammergebirge. Mit dem Bus ging es hinauf zur Kenzenhütte (1300 m) und von dort aus über den Ostallgäuer Höhenweg weiter in Richtung Hochplatte. Der Weg verläuft durch Bergfichtenwälder mit wenigen eingestreuten Laubbäumen (u. a. Buche, Ahorn) zu einer Almwiese auf ca. 1500 m. Auch hier waren aufgrund der Trockenheit nur wenige Funde zu erwarten. Dennoch konnte am Wegrand auf alten Himbeerstängeln Capitotricha bicolor (Bull.: Fr.) Baral und auf der Almwiese Hygrocybe citrinovirens (J.E. Lange) Jul. Schäff. gefunden werden. Etwas pilzreicher, da feuchter, war der Bachlauf des Kenzenbachs unterhalb des Kenzen-Jagdhauses. Stellvertretend seien hier ein paar Funde wie Inocybe piceae Stangl & Schwöbel, I. pholiotinoides var. luteola Bon & E. Ferrari – keine Kartierungsnachweise – und Helvella oblongispora Harmaja – fünf Kartierungspunkte in Bayern – genannt. Einige weitere Inocybe– und Hebeloma-Funde warten noch auf ihre Bestimmung.

Alles in allem waren es schöne Tage, auch um das malerische Allgäu bei Füssen kennenzulernen. Weitere Treffen mit mehr Regenunterstützung werden sicherlich die Artenzahlen erhöhen. Im Gasthof Hirsch in Trauchgau, mit seinem Nebenraum, hatten wir eine prima Tagungsstätte, einen herzlichen Dank an Franz Romeder und seinem Team. Einen Dank für die Fahrerlaubnis in das NG Ammergebirge sei auch an den Vorstand der Waldkörperschaft Buching-Trauchgau, Herrn Linder, gerichtet.

Josef Christan

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