Pilze fristen in der Öffentlichkeit häufig ein Schattendasein. Die Bayerische Mykologische Gesellschaft rückt die Organismengruppe stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit und kämpft für ein positives Meinungsbild in der Bevölkerung.
Anders als Tiere und Pflanzen leben Pilze überwiegend im Verborgenen. Meist nur für kurze Zeit zeugen Fruchtkörper von der Existenz der sonst unscheinbaren Organismen. Trotzdem sind Pilze für den Naturkreislauf essenziell. Ohne sie würde die Welt im organischen Müll versinken: Durch den Abbau von Totholz, Laub und anderem Substrat mit Hilfe von Enzymen erschließen sie Nährstoffe für sich und andere Lebewesen. Ebenso wichtig ist ihre Bedeutung als Gesundheitspolizei im Ökosystem: Als Schwächeparasiten beseitigen sie kranke Tiere und Pflanzen.
Root-tip-Myzel des Amanita-Typs
Foto: Wikipedia
Darüber hinaus leben Pilze mit höheren Pflanzen in Symbiose: Während sie ihre Partner im Boden über die Feinwurzeln und das seidene Geflecht aus Pilzfäden mit Wasser und Nährsalzen versorgen, erhalten Pilze im Gegenzug lebensnotwendige Zuckerverbindungen, die sie mangels Blattgrün nicht selbst herstellen können. Überdies schützen sie ihre Partner vor Schädlingen, indem sie die Wurzeln ummanteln und so eine Barriere bilden. Jene Mykorrhizapilze bilden die Basis für vitale Wälder. Gerade in Bayern hat dieser Umstand eine enorme wirtschaftliche Bedeutung: Der Waldanteil beträgt hier mehr als ein Drittel der Landesfläche. Mit rund 200.000 Beschäftigten im Freistaat und einem Umsatz von etwa 31 Milliarden Euro im Jahr liegt der Sektor Forst und Holz noch vor der Metallindustrie. Zu diesem Ergebnis kam die Cluster-Studie Forst und Holz in Bayern 2008 der Bayerischen Staatsregierung.
Bitterer Kiefernzapfen-Nagelschwamm (Strobilurus tenacellus)
Foto: Andreas Staber
In der Landwirtschaft spielen Pilze u.a. für die Entwicklung von Pflanzenschutzmitteln eine wichtige Rolle. So haben die deutschen Wissenschaftler Prof. Dr. Timm Anke und Prof. Dr. em. Wolfgang Steglich Ende der 70er Jahre im Bitteren Kiefernzapfen-Nagelschwamm (Strobilurus tenacellus) das Stoffwechselprodukt Strobilurin A entdeckt und dessen chemische Struktur aufgeklärt. Der kleine Blätterpilz zersetzt speziell Kiefernzapfen und produziert die Substanz, um Nahrungskonkurrenten abzuwehren. Der Stoff wirkt gegen die Sporenkeimung, indem er eine bestimmte Stufe der Zellatmung hemmt. Dadurch geht den Pilzkonkurrenten die Energie aus und sie sterben ab. Die ersten Fungizide basierend auf Strobilurinen kamen 1996 auf den Markt. Bereits 3 Jahre später wurden damit weltweit 600 Millionen Dollar umgesetzt, was einem Marktanteil von 10 Prozent entsprach. Mehr über Strobilurin in der Fachzeitschrift European Journal of Inorganic Chemistry

Anhand dieser Beispiele wird deutlich, wie wichtig Pilze für uns Menschen sind. Deshalb will die Bayerische Mykologische Gesellschaft durch Pilzausstellungen, Vorträge und Pressearbeit die Bevölkerung aufklären und für die kaum beachteten Lebewesen interessieren.